Ein Blick hinter die neue Berufslehre «Entwickler/in digitales Business»

    «Entwickler/in digitales Business» – Ein Beruf, den es erst seit diesem Sommer gibt. Ein Beruf, der wichtig für unsere digitale Zukunft ist. Ein Beruf, der laut einer Studie von ICT-Berufsbildung Schweiz eine Lücke von 38’700 Fachkräften, die bis 2030 entsteht, füllen soll. Fabienne Schneider ist die allererste Lernende in diesem Beruf. Sie verrät im Interview, wie ihr Berufsalltag bei der Swisscom aussieht, was ihr am meisten Spass macht und was sie anderen Jugendlichen rät.

    (Bild: zVg) Fabienne Schneider: «Der Beruf ist vielfältig und beansprucht logisches Denken.»

    Wie sind Sie auf die brandneue Lehre «Entwickler/in digitales Business» (EDB) gestossen?
    Fabienne Schneider: Ich habe an den Schweizer Berufsmeisterschaften «swiss skills 2022» das erste Mal von dieser neuen Berufslehre gehört. Ich konnte mich gleich vor Ort mit jemandem austauschen, der mir sehr gut erklärt hat, was die Ideen und die Visionen dieser neuen Lehre sind.

    Was hat Sie von Anfang an, an dieser Lehre interessiert und fasziniert?
    Mich hat fasziniert, dass der Beruf so zukunftsorientiert ist. Als ich gehört habe, dass man im wirtschaftlichen aber auch technischen Bereich tätig sein wird, war ich überzeugt.

    Wie würden Sie Ihrem Grossmami und Grosspapi den Beruf «Entwickler/in digitales Business» genauer beschreiben?
    Meine Aufgabe ist es, Prozesse zu optimieren und zu digitalisieren. Ein gutes Beispiel, um das Optimieren eines Prozesses zu veranschaulichen: das Entsperren des Smartphones mit Face ID statt mit PIN-Code. Sich mit dem Gesicht zu Authentifizieren ist sicherer und vereinfacht den Alltag. Das Ziel ist es Abläufe digital, verständlich und logisch zu gestalten.

    Wie waren Ihre ersten Monate als Lernende bis jetzt?
    Meine ersten Monate waren streng und eine grosse Umstellung für mich. In meinem Leben haben sich viele Dinge auf einmal verändert, was mich sehr forderte. Trotzdem wollte ich überall einen guten Eindruck hinterlassen. Ich war froh um die zwei Einführungswochen, die wir bei Swisscom hatten, da ich dort die allgemeinen Dinge, die ich jeden Tag brauche, gelernt habe.

    Was macht Ihnen an Ihrer Lehre am meisten Spass?
    Mir gefällt der Austausch mit anderen Lernenden sowie die Vielfältigkeit bei Swisscom gut. In der Schule lerne ich gerne neue Grundlagen und nach dem Arbeitstag muss ich keine Hausaufgaben mehr machen, sondern habe einfach frei, das finde ich toll! So kann ich auch mal meine Freunde unter der Woche treffen.

    Was hat Ihnen bis jetzt Schwierigkeiten bereitet?
    Zu Beginn der Lehre hatte ich Mühe, Aufträge zu verstehen, da ich die vielen neuen Fachbegriffe noch nicht kannte. Mittlerweile geht es viel besser.
    Da mich die vielen neuen Eindrücke müde machten, fragte ich mich zu Beginn, wie ich für meine Hobbys Zeit finde. Nach zwei Monaten kann ich aber bestätigen, dass es nur eine Gewöhnungssache ist und man sich einfach einleben muss.

    Welche Fähigkeiten muss man als «Entwickler/in digitales Business» mitbringen?
    Ich finde generell, dass die Kommunikation bei einer Lehre sehr wichtig ist. Ein/e EDB-Lernende/r sollte sich für die Gesellschaft und den Aufbau eines Unternehmens interessieren. Man sollte die Intention haben, etwas für die Zukunft zu tun und im Unternehmen die Digitalisierung voranzutreiben. Durch die digitale Optimierung von Prozessen und Programmen werden viele Dinge vereinfacht, dadurch kann effizienter gearbeitet werden.

    Wie sieht ein normaler Berufsalltag eines «Entwickler/in digitales Business» aus?
    Ich gehe mit dem Zug ins Büro und starte meinen Laptop meistens um 8:00 Uhr. Dann schaue ich zuerst meine Mails und meinen Kalender an. Manchmal arbeite ich mit anderen Lernenden zusammen und wenn jemand Hilfe braucht, helfen wir uns gegenseitig. Oftmals arbeite ich aber alleine. Aktuell arbeite ich fürs Online-Kundenportal der Swisscom Geschäftskunden. Ich analysiere Daten oder teste, wo Fehler auf der Plattform liegen könnten oder ob Fehler behoben wurden. Am Mittag gehe ich mit anderen Lernenden oder meinen Freunden in der Nähe essen. Am Nachmittag habe ich dann nochmals Zeit, an meinen Aufträgen weiterzuarbeiten. Dies können Aufträge vom Vorgesetzten sein, sowie vom Berufsbildner als auch allgemeine Aufträge vom Lehrbetrieb, die monatlich erledigt werden müssen, wie zum Beispiel Arbeitszeiten eintragen.
    Im Grossen und Ganzen sind meine Tage sehr unterschiedlich. Dies kommt auch auf das Team an, in welchem man arbeitet. Einige arbeiten den ganzen Tag an denselben Dingen, bei anderen ist die Arbeit vielfältiger und manche sind vielleicht jeden Nachmittag bei Kunden unterwegs.

    Was sind die wichtigsten Dinge, die Sie bis jetzt schon gelernt haben?
    Ich habe schon viel von Swisscom und dem Aufgabengebiet, in welchem ich arbeite, kennengelernt. Heute verstehe ich schon mehr als die Hälfte der Dinge, von welchen ich am Anfang noch nie gehört habe. Im sozialen Bereich spüre ich einen grösseren Unterschied. Man lernt Tätigkeiten und auch Personen zu priorisieren.

    Was raten Sie anderen Jugendlichen, die sich für diese Lehre interessieren?
    Wenn ihr motiviert seid, gerne mit anderen diskutiert, präsentiert und ein Flair für Zahlen und Daten habt, seid ihr meiner Meinung nach bei diesem Beruf richtig. Die Lehre als «Entwickler/in digitales Business» hat eine grosse Zukunft und bietet euch viele Möglichkeiten an. Der Beruf ist vielfältig und beansprucht logisches Denken. Wenn ihr euch nicht so gut mit IT auskennt, aber den Beruf ansprechend findet, ist das auch nicht schlimm. Ich habe mich vor meiner Lehre nie für solche Dinge interessiert und in der Freizeit mich auch nicht damit beschäftigt. Ihr lernt alles, was ihr müssen könnt. Was ihr aber mitbringen müsst, ist Begeisterung und Willenskraft. Dann wird das klappen.

    Interview: Lilly Rüdel

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